Die Hundskirche
ein Text von Dr. Peter Wassertheurer, März 2017
Das Gedenkjahr 2017 zu 500 Jahre Reformation bewog mich dazu, ein Drama über ein dunkles Kapitel der österreichischen Religionsgeschichte zu schreiben. (Titelblatt) Es spielt in der Ära des Geheimprotestantismus unter Karl VI., dem Vater von Maria Theresia, die das Erbe ihres Vaters weiter führte. Damals wurden Protestanten nach Siebenbürgen (heutiges Rumänien) ausgesiedelt. Man wollte so in Wien verhindern, dass Protestanten neuerlich nach Preußen auswandern, wie das zu Beginn der 1730-er Jahre mit über 20.000 Protestanten aus Salzburg der Fall war.
In der Grafschaft Paternion im Drautal konnte sich der Geheimprotestantismus in entlegenen Seitentälern oder auf Bergbauernhöfen halten. Der Legende nach sollen die Evangelischen bei der Hundskirche in der Kreuzen Gottesdienste abgehalten haben. Als dann Bauern in den Ortschaften Kellerberg, Pogöriach, Feistritz und Paternion öffentlich evangelische Gottesdienste in katholischen Kirchen feierten, reagierte die Staatsmacht in Graz. Nur eine erfolgreiche Intervention in Klagenfurt konnte das Ein-rücken von Soldaten verhindern. Man wollte in Klagenfurt mit Überzeugungsarbeit zum Erfolg kommen. Zur Rekatholisierung wurden Religionskommissionen eingerichtet, deren Aufgabe es u.a. war, alle Protestanten namentlich auf Listen festzuhalten. Die Anführer der protestantischen Bauern wurden jedoch als Rebellen und Aufwiegler verurteilt. Dazu gehörte auch ein gewisser Christoph Lägler aus Pogöriach, den es auch wirklich gab. Er spielt in meinem Drama die Hauptrolle. Er lebt mit seiner Familie allerdings in Stockenboi, wird als Aufwiegler verhaftet, von seiner Familie getrennt und nach Ungarn ins Gefängnis geschickt. Gemeinsam mit einem evangelischen Prediger (Prädikant) hatte er nämlich bei der Hundskirche Gottesdienste abgehalten. Stockenboi und die Kreuzen sind somit die Hauptorte im Drama. Historisch bezeugt ist auch, dass die Kinder den evangelischen Eltern weggenommen wurden und zu katholischen Bauern kamen. Das passiert auch in meinem Stück, jedoch wird für die Mutter und ihre Kinder die Flucht aus Stockenboi nach Siebenbürgen vorbereitet und erfolgreich durchgeführt. Am Ende kommt die Familie Lägler wieder zusammen und sie ziehen aus Siebenbürgen weg und nach Preußen weiter. Die Protestanten aus Kärnten konnten sich nämlich längerfristig nicht in Siebenbürgen ansiedeln, wie ein Hermannstädter Chronist nach Wien berichtete
Ich widme dieses Drama der Evangelischen Kirche in Kärnten. Es soll zeigen, dass die Religionsfreiheit für die Protestanten hierzulande keine Selbstverständlichkeit war und erst unter größter Opferbereitschaft erkämpft werden musste. Nur der Mut der Protestanten von damals garantierte dann unter Joseph II. jene Freiheit, die wir heute als Protestanten in Österreich beanspruchen können.
Zum Drama existiert übrigens eine Kurzfassung von rund 40 Minuten, die ich für das Gustav-Adolf-Fest 2017 in Ferndorf angefertigt habe, wo es auch aufgeführt wird.
Weitere Informationen und Anfragen an:
Dr. Peter Wassertheurer
Kennwort: Die Hundskirche
Ennemosergasse 18
A-1220 Wien